Zeugnisse uralter Hochkiltur: Ruinen von Pisac im Heiligen Tal

Geschichte und Politik in Peru

Perus politisches System

Perú ist eine Republik mit einem Parlament und einem Präsidenten, welcher praktisch die gesamte Macht in seinen Händen hält. Er ist sowohl Staats- als auch Regierungschef; jedoch nur für eine Wahlperiode. Er beruft das Kabinett, bestehend aus 120 Abgeordneten, die ebenfalls für fünf Jahre gewählt werden. Das peruanische Verwaltungsgebiet gliedert sich in 24 departamentos, 95 provincias und 1828 distritos. Die älteste und populärste Partei ist die 1924 gegründete linksgerichtetet Alianza Popular Revolucionaria Americana (APRA).

Perus reiche Geschichte: Wiege uralter Zivilisation

Peru gehört mit zu den ältesten Kulturen der Welt. Seit der Kolonisierung durch die Spanier ringt das Land um seine Identität, ein Prozess der bis heute andauert und noch immer Konflikte produziert. Auch Papst Franziskus setzte sich bei sienem Peru-Besuch für mehr Rücksicht auf den natürlichen Lebensraum indigener Völker am Amazonas ein, die durch Rohstoffgier in ihrem Umfeld berdroht sind.

Früheste Besiedlung – ein Zeitstrahl

Die ersten Siedler Perus kamen wahrscheinlich über die zugefrorene Beringstraße. Erste nachweisliche Funde stammen von etwa 20.000 v. Chr. aus den Pikimachay-Höhlen bei Ayacucho.

Bereits 7.000 v. Chr. hielt man sich die ersten Haustiere wie Lamas, Alpakas oder Meerschweine. Damit begann die peruanische Siedlungskultur der Jäger und Sammler. Je nach Jahreszeiten lebten sie entweder im andinen Hochland oder an der Küste.

Um circa 2.900 v. Chr. dann begründete das Volk der Wandernomaden die peruanische Landwirtschaftstradition, wobei es die ersten Kartoffelpflanzen bereits vor 8000 Jahren am Titicacasee gegeben haben soll.

Auch die Fischerei und der Handel entwickelten sich nach und nach, wobei vor allem der Anbau der Baumwolle essentiell wurde, denn daraus wurden Netze, erste Textilien und wirtschaftliche Ware gefertigt.

Frühe Hochkulturen von den Chavin bis Chan Chan

Mit der Entdeckung von Caral konnte belegt werden, dass die Urbanisierung Perus ungefähr zur selben Zeit statt fand wie in China, Indien oder Ägypten. D.h. etwa 1500 Jahre früher als bisher angenommen. Die imposanten Bauten von Caral entstanden in kürzester Zeit und sind auf eine zentralistische Planung und den Einsatz zahlreicher Arbeitskräfte zurückzuführen. Die Gesellschaft war anscheindend hierachisch gegliedert. Die Religion diente der Kontrolle dieses sozialen Gefüges.

Um 1600 v. Chr. wurde Caral anscheinend verlassen. Die Küstenkulturen zerfielen aufgrund einsetzender Klimaveränderungen und folgender Dürreperioden. Die sich weiter im Hinterland entwickelnde Chavinkultur erblühte in der Phase des „Frühen Horizontes (1000 v. Chr. -200 n. Chr.) und vereinte in sich die verschiedenen Völker jener Zeit.

Mit Chavín de Huántar entstand eine der größten Granitpyramiden, der zentrale Sitz des Andenorakels, das einer Elite aus Hohepriestern unterstand. Um 300 v. Chr. schwand der Einfluss von Chavin langsam. Peru zerfiel langsam in seine unterschiedlichen Kulturen, die auch in ihrer Ausprägung Unterschiede aufwiesen.

Perus verschiedene Kulturen nach Christus

Unter anderem entwickelten sich die Moche (Nordküste), die Recua und die Cajamarca (nördliches Hochland), Lima (Zentralküste), Nazca (Südküste) ,Wari und Hiari (südliches Hochland).

in kultureller Wandel in der Andenregion zeichnete sich ab 900 n. Chr ab. Zwei konkurriereden Königreiche entstanden nebeneinander. Die Sicán und die Chimú, die mit Chan Chan die größte ADOBE-Stadt (Bedeutung: Stadt aus Lehmziegel errichtet) der Welt errichteten.

Zwichen 1200 und 1400 entstanden im Hochland abseits der Küstenvölker viele weitere kleine Königreiche. An Bedeutung erlangten nur die Chachapoya mit ihrer berühmten Festung Kúelap und die spätere Generation der Inka.

Die präinkaischen Kulturvölker haben in Keramik und Textilien Einmaliges hinterlassen. Die Tongefäße der verschiedenen Epochen zeugen von einem überragenden handwerklichen Geschick.

Auf- und Untergang der Inka

Der Titel „Inka“ stand einst nur dem Herrschergeschlecht zu und wurde erst später auf das ganze Volk übertragen. Woher die Inka kamen ist unbekannt, es gibt aber die Sage, dass die Kinder der Sonne (Manco Capac und Mama Ocllo) auf den Inseln des Titicacsees ausgesetzt wurden. Von dort starteten sie ihren Weg an und gründeten Cuzco.

Sie eroberten zu allerest die Gegend um Cuzco. Im 13. Jh. begann allmählich ihre Expansion, die unter Pachacútec, dem 9. Inka ihren Höhepunkt erlebte. Dieser ist historisch belegt der erste richtige Inka.

Er ließ Berghänge terrassieren und Kanäle anlegen. Atahualapa (1502-1533) der 13. und damit letzter Inka war der illegitime Sohn von Huayba Cápac, als der Vater starb. Dieser herrschte 33 Jahre lang. Historisch war die Staatsreligion der Inka ursprünglich die Religion der Quechua.

Der Überlieferung nach hatte das Inkareich bis zum Einfall der Spanier (1532) 13 Herrscher und gehörte zu den größten Reichen der Menschheitsgeschichte. Es reichte von den schneebedeckten Gipfeln bis zur Wüstenküste und dem Urwald im Amazonasbecken. Sie vereinheitlichten die sozialen Systeme, andere Völker und deren Sprachen.

Für die Verwaltung des Landes war ein Straßennetz unerlässlich. Etwa 400 km Steinstraßen wurden verlegt und die Fäden der Macht liefen in Cuzco zusammen. Das Reich war theokratisch der Inka ein Gott und das Gold war für die Inka der Schweif der Sonne und gehörte dem Herrscher allein.

Für die Spanier bot dies den Anreiz, überhaupt das Land zu erobern und sich der Artefakte anzunhemen. Atahualapa sah die Spanier nicht als Bedrohung und wurde so in einen Hinterhalt gelockt. 1532 landeten die Spanier mit dem Konquistador Francisco Pizarro in Tumbes.

Koloniales Erbe der Spanier

Die spanische Invasion war einer der blutigsten Auseindersetzungen zwischen Alter und Neuer Welt. Als geschickter Startege spielte Pizarro das führerlose Inka-Volk gegeneinander aus. Die kleinen Königreiche Chimú, Huanca, und Chanca kämpften an seiner Seite bei der Eroberung von Cuzco. Schlussendlich wurde Manku Inka als Marionettenkönig eingesetzt.

1541 wurde Pizarro von politischen Gegnern seines Widersachers Almagros ermordet. Die Spanische Eroberung und anschließende Kolonialzeit wurde von der Gier nach Gold und religiösem Eifer angetrieben. Dadurch entstand eine Kluft zwischen den indigenen Völkern und den ins Land eingedrungen Kolonialherren. Allerdings hat die von den Konquistadoren eingeführte Sprache und Religion is heute in Peru Bestand.

Um der Ausbeutung ein Ende zu setzen, erließ der spanische König schließlich Gesetze, denn schlussendlich war er der eigentlich Herrscher über das annektierte Land. Die Rebellion im Land wurde größer und dauerte bis 1783. Den letzten Aufstand führte Túpac Amaru II. an, Nachkomme des letzten Inka. Er wurde gefangen genommen und hingerichtet.

Mit der Zerschlagung des Inka-Reiches beginnt die Geschichte der ca. 300-jährigen Kolonialherrschaft der Spanier auf dem südamerikanischen Kontinent. Die Kolonialzeit endet mit den Aufständen und Unabhängigkeitserklärungen der Andenländer im 18. und 19. Jahrhundert.

Perus Unabhängigkeit

Der neue Held Perus Anfang des 19. Jh. war der Admiral José de San Martín (1178 – 1850). Der Sohn spanischer Eltern ergriff immer mehr die Partei für das Unabhängigkeitsstreben der Kolonien in Südamerika.

Mit der Unterstützung der Chilenen, die er neben Argentinien bereits zur Unabhängigkeit geführt hatte, schlug er 1821 die königstreuen Truppen in Peru, besetzte Lima und rief am 28. Juli 1821 die Unabhängigkeit des Landes aus.

Der trotz allem anhaltende Widerstand veranlasste San Martín allerdings sich mit dem venezuelanischen General Simón Bolívar zusammen zu tun, der schlussendlich auch die Errichtung einer Republik weiterverfolgte.

Im Jahr der völligen Unabhängigkeit, 1824, machte San Martín sich auf ins Exil, zurück nach Europa und Bolívar übernahm als selbsternannter Dikatorpräsident nach Schlachten in Junín und Ayacucho die Regierungsmacht im Land.

Die spanische Herrschaft war vorbei. In den 40 Jahren nach der Unabhängigkeitserklärung auf dem Plaza Mayor in Lima folgten nun 35 Präsidenten, von denen gerade mal vier verfassungsmäßig verabschiedet wurden.

Trotz politische Unruhen florierte der Handel. Hauptexportschlager wurde bald der zum Düngen verwendete Vogelkot, der Guano, dessen wichtigste Abbaustelle die Islas Ballestas vor der Südküste Perus war. Hier landete 1820 auch José de San Martín, bevor er über Pisco das Festland für die Peruaner zurückeroberte.

Zwischen Diktatur und Demokratie

Der Vertrag von Ancón 1883 besiegelte die letzte kriegerische Auseinandersetzung Perus mit seinen Nachbarstaaten. Seitdem pendelt das Land selbst stets zwischen Diktatur, militärischer Führung, Bürgerkrieg und einer korrupten Demokratie.

Mit der Gründung der Alianza Popular Revolucionaria Americana (APRA) 1924 wurde der erste Versuch oppositioneller regierungsgegener unternommen, gegen die politischen Zustände im eigenen Land zu rebellieren.

Unter Führung des im mexikanischen Exil lebenden Gründers Victor Raúl Haya de la Tore entwickelte sich die APRA zu einer linksgerichteten Massenbewegung, die die Interessen der sozialen Unterschicht (vorwiegend Indios) vertrat.

1968 putschte das Militär gegen den amtierenden Amtsinhaber Belaúnde Terry und versuchte unter Juan Velasco Alvarado ein gemeinwirtschaftliches System zu etablieren. Private Ländereien wurden in einer weitreichenden Reform – der Reforma Agraria in Kooperativen umgewandelt, zudem wurde Quechua zur Amtssprache erklärt.

Minen, Banken, Medien und Fabriken wurden verstaatliche und und außenpolitischen Einflüssen entzogen. Doch Velascos Maßnahmen stürzten das Land in eine starke wirtschaftliche Krise. Das Militär schrieb die Verfassung neu. Es kam zur ersten freien Wahl im Land, die Belaúnde Terry 1980 zum zweiten Mal in das Amt des Präsident Perus erhoben. In den kommenden fünf Jahren entwickelte sich die Wirtschaft des Landes weiter gen Abgrund.

Es kam zur Inflation, wachsender Korruption und Drogenschmuggel. Ein Zustand, den auch Präsident Alan García (1985 – 1990), Anhänger der APRA, den Posten als Staatsoberhaupt kostete. Dem Vorwurf der Unterschlagung entzog er sich durch die Flucht 1992 nach Kolumbien und Frankreich.

Blutiger Terror

Die Uneinigkeit in der Regierung nutzte die im Untergrund erstarkende Guerilla-Gruppe Sendero Luminoso, um mit wachsender Aktivität blutige Aufstände gegen die Staatsgewalt zu führen. Ihr Ziel was der Sturz der Regierung sowie die Rückgabe der Ländereien an die Bauern.

Ab 1982 stand Peru innenpolitisch im absoluten Ausnahmezustand. Schauprozesse, zunehmende Gewalt und vermehrte Kriminalität ließ das Land in Angst und Schrecken versinken. Neben der maoistischen Terrorgruppierung Sendero Luminosos entwickelte sich die scharf distanzierende marxistische Movimiento Revolucinario Túpac Amarun (MRTA) und führte wiederum ihre eigenen politischen Kämpfe.

In den Jahren 1980 bis 2000 verloren ca. 70.000 Peruaner dabei ihr Leben. Erst als durch den neuen Präsidenten Alberto Fujimori die Zügel für die Vergehen der Rebellen weiter angezogen wurden, erlosch der Kampf der Guerillagruppen.

1992 wurde der Gründer des „Leuchtenden Pfads“, Abimael Guzmán, verhaftet und von einem Militärgericht verurteilt. 1997 zerschlug man nach einer Geiselnahme die die letzte Truppe der MRTA in Lima.

Präsidentenwahl: Vargas llosa vs. Fujimori

Zu den lang ersehnten Wahlen von 1990 standen sich vorrangig Mario Vargas Llosa (rechtsgerichtet) und der Japaner Alberto Fujimori (unabhängiger Kandidat) gegenüber. Der Sohn japanischer Einwanderer, der zur Überraschung aller, den hoch favorisierten weltbekannten Schriftsteller Mario Vargas Llosa besiegte, übernahm ein vor dem wirtschaftlichen Ruin stehendes und von Gewalt zerfressenes Land.

Trotzdem führte er das Land zum steilen Wirtschaftsaufschwung, erste Kredite flossen wieder und er zerschlug die Rebellenbewegung. Aber auch bei Fujimori hinterließ die politische Macht ihre Spuren. Sein zunehmender autoritärer Führungsstil, erste Konjunktureinbrüche Ende der 1990er Jahre und eine beachtliche Korruptionswelle zwangen ihn zum Rücktritt.

Peru im neuen Jahrtausend

Erst durch die Protestdemonstrationen der oppositionellen Partei unter Alejandro Toledo gelang 2001 ein Machtwechsel. Fujimori floh nach Japan; wurde jedoch, später in Chile lebend, vom „Nachbarn“ an Peru ausgeliefert und wegen Menschenrechtsverletzungen zu lebenslanger Haft verurteilt.

Mit Toledo übernahm indessen bereits ein zweites Mal ein politischer Außenseiter die Regierungsgeschäfte. Der erste indigene Präsident Perus, ein Anhänger der Quechua, hatte es an die Spitze des Landes geschafft. Am 9.4.2006 fanden erneut Präsidentschaftswahlen statt. Das frühere Staatsoberhaupt Alan García gewann nach einer knappen Stichwahl gegen Ollanta Humala, der jedoch bei den Wahlen 2011 schließlich das Amt des Staatspräsidenten übernahm.

Seit 2000 erlebt Peru eine relative stabile wirtschaftliche Entwicklung, dennoch ist die Kluft zwischen Arm und Reich relativ hoch, die soziale Integration liegt in weiter Ferne.